Gert Diefenbacher

Nach der Uraufführung im Musikpavillon der Johannes-Schoch-Schule in Königsbach zeigten die Schülerinnen und Schüler der Unterstufen-Theater-AG des Lise-Meitner-Gymnasium am 30.04. zum zweiten Mal ihr Theaterstück an diesem Ort, jetzt ausschließlich für die Klassen 6 und 7 unserer Außenstelle und für die Außenstelle der Schule am Winterrain.

Seit Oktober des letzten Jahres beschäftigten sich die Jugendlichen der Theater-AG mit dem Thema Mobbing und wie das Thema in einem Theaterstück für Gleichaltrige so umgesetzt werden kann, dass sich Jugendliche hierin wiederfinden können und über Lösungsansätze nachdenken.

Beeindruckend, dass von der inhaltlichen Idee, über die Inszenierung auf der Bühne, bis zur Theatertechnik alles durch das Können und den Einsatz der Mitwirkenden hervorragend realisiert wurde.

Dass dieses Theaterstück ein Erfolg wurde, liegt aber auch an der qualifizierten und einfühlsamen Leitung von Regisseurin und Theaterpädagogin Dagmar Brade und der schulischen Regieassistentin Julia Elsässer.

Auf einem Stuhl am vorderen Rande der Bühne steht zu  Beginn des Stückes der Schüler Nico und schaut zögerlich in den „Abgrund“ vor ihm. Dann beginnt die Rückblende, die Schritt für Schritt zeigt, wie es zu dieser Situation kommen konnte.

Mit weißen Gesichtsmasken unkenntlich gemacht, stehen die elf Jungschauspieler in einer Reihe am hinteren Bühnenrand. Durch das Ablegen der Maske treten in einzelnen Szenen die Handelnden aus der Anonymität heraus. Sie zeigen Emotionen, bilden Cliquen, grenzen nach und nach das Mobbing-Opfer Nico aus. Freundin Marie hält lange zu ihm, aber auch sie verspürt den Gruppendruck der anderen und hält die Sticheleien nicht mehr aus.

Nico erlebt Mobbing nicht nur in der Klasse und im Schulhof. Die Verbreitung von Beleidigungen und Unwahrheiten durch SMS und Videoclip im Internet erhöhen Nicos Leidensdruck gewaltig. Die Dramaturgie benutzt hierzu auf Leinwand eingeblendet SMS-Schreibvorgänge und einen Videoclip, der eine Szene in der Jungen-Toilette der Schule zeigt.

Durch den Trick der Bühnenteilung können einige Szenen, die räumlich oder zeitlich getrennt sind, ohne Zeitverzögerung gezeigt werden – die gerade nicht handelnde Szene wird dabei in der Bewegung „eingefroren“!

Sicher nicht überraschend, dass die schulischen Leistungen von Nico deutlich nachlassen und auch das Verhältnis zu seinen Eltern darunter heftig leidet. Auch das Gespräch der Klassenlehrerin mit Nicos Eltern und den Eltern eines der „Haupttätern“ führt zu keinem Ergebnis, das weiterhilft. Das Hilfeangebot von Marie und von zwei weiteren Mädchen, die wohl erahnen, was mit Nico vorgeht, wird von ihm zurückgewiesen. Steckt er schon so tief drinnen, dass er niemandem mehr traut? Die Frage bleibt offen! Auch bleibt offen, warum die Clique weiterhin Mobbing betreibt. „Es macht halt Bock“, sagt einer der Haupttäter. Am Ende des Stückes steht Nico wieder auf einem Stuhl am vorderen Rande der Bühne!

In Klassengesprächen danach wurde über das Stück und über Erfahrungen mit Mobbing diskutiert. Es bleibt zu hoffen, dass Mobbing nur auf der Theaterbühne statt findet, aber niemals im realen Leben von Zuschauer und Schauspieler!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen, die diese Aufführung möglich machten.